Rücktritt vom Spitzensport von Sorgen und Lüthi

Im Sommer 2023 wird Wacker Thun zwei weitere Abgänge zu verzeichnen haben. Mit Janick Sorgen und Dario Lüthi treten zwei Spieler zurück, die als emotionale Antreiber die QHL-Mannschaft von Wacker Thun sehr prägten.

Berufliche Neuorientierung von Dario Lüthi

Dario Lüthi wechselte im Sommer 2019 zu Wacker Thun und verstärkte primär die Defensive von Wacker Thun. Mit seiner körperlichen Präsenz und seiner Fähigkeit, als emotionaler Antreiber seine Mannschaft mitzureissen, erarbeitet sich Dario einen hohen Stellenwert im Team von Remo Badertscher.

Seinen Entscheid, den Vertrag bei Wacker Thun nicht mehr zu verlängern, kommentiert Dario Lüthi wie folgt: «Schweren Herzens habe ich mich vor einigen Wochen dazu entschieden, meine Spitzensportkarriere zu beenden. Mit der Zeit bei Wacker ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Nun möchte ich mich nächsten Sommer neu orientieren und anderen Wünschen nachgehen. Dabei stehen berufliche Umstellungen im Vordergrund. Ich möchte mich beim ganzen Wacker-Umfeld, der Mannschaft sowie allen weiteren Personen, die mir diese Zeit ermöglicht haben, herzlich bedanken.»

Sportchef Sven Zbinden zum Abgang von Dario: «Mit Dario hätten wir den Vertrag gerne verlängert, aber sein Wunsch nach einer beruflichen Veränderung wurde immer grösser. So hat er sich entschieden, die Handballkarriere an den berühmten Nagel zu hängen. Aber genau das passt zu Dario: immer ehrlich, bodenständig, «eifach grediuse» – und doch überlegt.»

Wacker Thun verliert ein zuverlässiges «Arbeitstier» mit tollem Humor und viel Teamgeist. Die ganze Wacker-Familie bedankt sich bei Dario für seinen unermüdlichen und stets vorbildlichen Einsatz zugunsten des Vereins und wünscht ihm beruflich wie privat alles Gute.

Gesundheitsbedingter Rücktritt von Janick Sorgen

Leider muss Wacker Thun auch über den Rücktritt von Janick Sorgen informieren. Janick ist ein Thuner Urgestein und ist seit 2020 ein wichtiger Bestandteil der QHL-Mannschaft. Janick verlängert seinen Vertrag aus diversen Gründen nicht: «Ein Grund für diese Entscheidung war meine Verletzungs-Historie. Meine bereits sechs erlittenen Hirnerschütterungen haben ihre Spuren hinterlassen. Ich leide unter chronischen Nacken-Verspannungen und jeder kleinste Schlag löst wieder Symptome aus.» Zudem wurde Janick der belastende Spagat zwischen Spitzensport und der Arbeit allmählich zu viel, der Wunsch nach mehr Freiraum nach 15 Jahren Fokus Handball wurde immer grösser.

Wie fest Janick emotional mit Wacker verbunden ist, zeigen die folgenden Worte: «Ich möchte mich bedanken: Angefangen bei allen Junioren-Trainer, die mich hervorragend ausgebildet haben und heute die nächste Generation von Wacker-Spieler ausbilden. Bei all meinen Trainern und Mitspieler, die mich auf meinem Weg im Aktivhandball begleitet und besser gemacht haben. Beim Vorstand und all denen, die mir das Vertrauen gegeben haben und mir so meinen Kindheitstraum ermöglicht haben, einmal in der NLA für Wacker Thun aufzulaufen. Nicht zuletzt möchte ich mich bei all den freiwilligen Helfenden bedanken, ohne die der Verein nicht der wäre, der er ist. Zum Schluss danke ich den Sponsoren und Partner, die den Verein finanziell unterstützen und uns Spielern erst ermöglichen, unsere Leidenschaft auf höchstem Niveau auszuführen.

Mit grossem Bedauern kommentiert Sven Zbinden auch diesen Rücktritt: «Es ist sehr schade, dass wir in Zukunft auf «Janes» Intensität verzichten müssen, aber wir verstehen die Beweggründe und akzeptieren den Entscheid. Auch mit ihm hätten wir den Vertrag gerne verlängert. Mit Janick verlieren wir einen absoluten Stimmungsmacher – nicht nur auf dem Feld, auch in der Garderobe. Unvergessen bleibt seine selbst geschriebene Geschichte mit neun Kapiteln, die er uns in der Saison 21/22 nach jedem gewonnenen Playoff-Spiel in der Garderobe vorgelesen hat. Wir sind stolz und dankbar für die drei Saisons, in der sich Jane für die ganze Wacker Familie auf dem Feld verrissen und eingesetzt hat. Er gilt als gutes Beispiel und Vorbild für unsere Nachwuchsabteilung. Mit viel Wille und Herz kann man Grosses erreichen, Danke Jane!»

Nach seiner Entscheidung, nach dieser Saison einen Schlussstrich zu ziehen, verspricht Janick nun noch vollen Einsatz für die verbleibendende Zeit im Wacker-Dress. «Ich freue mich auf viele spanende, emotionale und hoffentlich siegreiche Spiele mit der ganzen Wacker-Familie!»
Wacker Thun schliesst sich diesen Worten an und bedankt sich bei Janick für seinen unermüdlichen und engagierte Einsatz für seinen Herzensverein Wacker Thun.

Die aktuelle Situation

Die Rücktritte von Dario Lüthi und Janick Sorgen sind symptomatisch für ein Problem im Schweizer Handball, das in Thun aufgrund der beschränkten finanziellen Mittel immer wieder augenfällig wird. Immer mehr junge Spieler beenden ihre Karrieren bereits im besten Handballer-Alter, um den beruflichen Anforderungen gerecht zu werden. Dies liegt unter anderem an der hohen Belastung durch den Spitzensport, verschärft durch das Fehlen finanzieller Mittel, um professioneller trainieren zu können und zugleich Lohn-Einbussen für die Spieler zu verhindern. Ein reduziertes Arbeitspensums alle Spieler ist unumgänglich für die weitere Professionalisierung des Handballsports bei Wacker Thun.
Durch die Rücktritte von Lukas von Deschwanden, Jonas Dähler, Janick Sorgen und Dario Lüthi wird es im Kader von Wacker Thun auf die nächste Saison hin einen grösseren Umbruch gehen. Diese Situation bietet jedoch auch immer Möglichkeiten für eine Umstrukturierung und Neuausrichtung – die sportliche Leitung rund um Sven Zbinden ist momentan intensiv damit beschäftigt, den QHL-Kader für die nächste Saison zusammenzustellen.

Text: Nicole Kaufmann
Foto: Romy Streit