Unentschieden in der Lachenhalle
Wacker Thun gegen Pfadi Winterthur – diese Affiche verspricht immer Intensität und Spannung, sei es in den Play-offs oder in der Hauptrunde im November. Der Rahmen stimmte, die Tribüne war gut gefüllt und in der neuen Event-Lounge hat sich eine illustre Gruppe versammelt: die Wacker-Mannschaft rund um die Jahrtausendwende, inklusive den Trainern Halid Demirovic und Peter Bachmann und Spielern wie Ratko Tomljanovic und Rolf Haussener, verfolgten die Partie vor Ort. Beide Mannschaften beklagen aktuell eine lange Verletzenliste, bei Wacker Thun fehlten verletzt Faluvégi, Manse, Baumann Yanic, Schwab und Felder.
Es dauerte fünf Minuten, bis die rund 1’000 Zuschauende das erste Wacker-Tor bejubeln konnten, Ron Delhees netzte zum 1:2 ein. Wacker Thun fing sich rasch, gewann an Sicherheit und konnte in der Anfangsphase begeistern: Abschlüsse von Damien Guignet, Ron Delhees, aber auch wieder „einfache“ Tore über Flügelspieler Nino Gruber gelangen. Jener Gruber war es, der in der 16. Minute auf 10:6 erhöhte. Schon fast ungläubig schien die Lachenhalle zu staunen, wie gut das Team von Remo Badertscher den individuell starken Gast in Griff hielt. In der Nationalmannschafts-Pause hat die Mannschaft definitiv an Sicherheit und Konzept gewonnen, zudem zeigte Rückraum-Regisseur Flavian Römer eine sehr gute Leistung und wusste nebst der Steuerung des Spieles auch im Kleingruppen-Spiel mit Kreisläufer Benjamin Meschke zu überzeugen. Vier Sekunden vor Spielverschluss egalisierte Pfadi-Spieler Dragasevic vom Penalty-Strich aus, doch setzte sich Ivan Chernov in vorzüglicher Wacker-Manier im Gegenangriff durch und erzielte die 17:16-Pausenführung für Wacker Thun.
Nach Wiederanpfiff hielt sich Wacker Thun Pfadi stets mit einem Zwei-/Dreitore-Vorsprung vom Leib, gerade das Spiel über Flügelspieler Gruber lief äusserst gut – Nino dankte es mit einer hundertprozentigen Ausbeute (6/6). Extrem gut und verdichtet stand auch die Wacker-Defensive, Pfadi biss sich ganz oft in der Verteidigung fest und kam zu keinen oder nur zu äusserst bedrängten Abschlüssen. Diese defensive Leistung war am Samstag-Abend umso mehr von Nöten, das das ansonsten sehr stark aufspielende Duo Winkler/Wick vor allem in der zweiten Halbzeit nicht zu gewohnter Leistung aufspielen konnten.
Eine Viertelstunde vor Schluss führte Wacker Thun mit 24:20 – gelingt die grosse Überraschung? Schwieriger wurde es für den Thuner Angriff, als Pfadi-Trainer Cvetkovic sein Team rund 10 Minuten vor Schluss deutlich offensiver aufstellte und den Thuner-Rückraum vorübergehend aus dem Konzept fiel. Als Max Dannmeyer nach einem wunderschönen Aussendurchbruch beim Spielstand von 28:26 den Ball an den Aussenpfosten knallte, bot sich für Pfadi Winterthur im Gegenzug erstmalig die Möglichkeit, den Anschlusstreffer zu erzielen. Fünf Minuten vor Schluss war es Tim Rellstab, der sich gegen Nicolas Raemy durchsetzen und den Anschlusstreffer verbuchte. Pfadi-Spielmacher Lioi war es, der in der 57. Minute nach einem Aussendurchbruch Flavio Wick mit einem gezielten Wurf zwischen die Beine überwinden konnte – rund 3 Minuten vor Schluss war das Spiel wieder ausgeglichen. Mit einem sensationellen Durchbruch in der Mitte brachte Flavian Römer Wacker Thun wieder in Führung, doch fand auch der nächste Wurf von Rellstab den Weg irgendwie ins Tor. Es wurde zwischen Wacker Thun und Pfadi Winterthur einmal mehr ein wahres Hitchcock-Finale. Damien Guignet konnte Benjamin Meschke den Ball durchstecken, unter Bedrängnis von Viran Morros traf der Ex-Bundesligaspieler leider nur die Füsse von Pfadi-Goalie – die Schiedsrichter stuften den Abschluss jedoch als unbedrängt ein und liessen das Spiel laufen. Es war wieder ein eher suboptimaler Wurf von Tim Rellstab, der Pfadi Winterthur mit 31:30 in Führung brachte. Neun Sekunden verblieben für den Ausgleichstreffer, Remo Badertscher nahm seine letzte Auszeit und instruierte seine Mannschaft für den letzten Angriff. Damien Guignet setzte sich tatsächlich auf dem linken Rückraum durch und erzielte den viel bejubelten Ausgleichstreffer zum 31:31.
Schaut man den Spielverlauf der letzten 10 Minuten an, ist das Remis ein gewonnener Punkt – schaut man den ganzen Spielverlauf an, ist es extrem bitter, dass sich die Mannschaft nicht mit einem Vollerfolg für die sehr gute Leistung belohnte. Doch muss an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden, dass die Zeit in der Nationalmannschaftspause offensichtlich sehr gut genutzt wurde und Wacker Thun einen Schritt vorwärts gemacht hat. Das Spiel über Nino Gruber und der sehr gut aufspielende Flavian Römer brachten bereichernde Elemente ins Thuner Spiel, ebenso war die Thuner Wurfquote mit 76% vergleichsweise hoch – Faktoren, die für die kommenden Partien unbedingt beibehalten werden müssen.
Weiter geht’s für die Mannschaft von Remo Badertscher am Freitag, 17. November 2023, auswärts gegen den HC Kriens-Luzern.
Telegramm
Wacker Thun vs. Pfadi Winterthur 31:31 (17/16)
Lachenhalle Thun | 1040 Zuschauende | Albert Gallardo Héctor / Albert Gallardo Oscar (SR)
Wacker Thun: Raemy (0/2), Baumann, Römer F. (5/6), Dannmeyer (3/6), Guignet (4/4), Huwyler (2/2), Gruber (6/6), Chernov (2/2), Römer L., Delhees (6/8), Meschke (3/5), Sahin, Wick (15%), Winkler (12%)
Bemerkungen: Wacker Thun ohne Faluvégi, Manse, Schwab, Baumann Y., Felder (verletzt) und Lüthi (gesperrt)