Keine Überraschung geglückt
Wacker Thun gegen Pfadi Winterthur – diese Affiche versprach eine sehr emotionale und umkämpfte Partie. Wie Luca Linder in seiner Vorschau gut beschrieb, haben die Duelle zwischen den beiden Mannschaften oft Derby-Charakter, obwohl zwischen Thun und Winterthur rund 170 Kilometer Autofahrt liegen.
Vor der heutigen Partie war die Ausgangslage etwas anders: man stand sich nicht in einer heissen Cup-Partie oder in einer Playoff-Serie gegenüber, sondern liessen die Vorzeichen (Pfadi auf Rang 3, Thun auf Rang 7) die Favoriten-Rolle von Pfadi erahnen. Am Sonntag-Abend kochten die Emotionen in der Lachenhalle vereinzelt hoch – doch leider wurde es nie so eng und spannend, dass richtige Derby- der Playoff-Stimmung aufkam. Mit den beiden erfolgreichen Abschlüssen von Ron Delhees und einem Treffer ins leere Tor von Lukas von Deschwanden legte Wacker gut los und führte nach wenigen Minuten mit 3:1. Ein Start nach Mass, was beim Thuner Publikum einiges an Erwartung geweckt haben durfte. Das Team von Remo Badertscher vermochte sehr gut mitzuhalten, gar teilweise zu führen und überzeugte mehrfach mit gut herausgespielten Treffern. Einzig die vielen Aussendurchbrüche des Winterthurer Best Players Lukas Heer bekam in der Start-Viertelstunde nicht unter Kontrolle.
Ab dem 7:7 in der 16. Minute setzte leider eine Negativspirale ein: eine Zweiminuten-Strafe für Ron Delhees, Fehlwurf von Ivan Chernov, technischer Fehler inklusive Ballverlust – und aus dem Unentschieden wurde ganz schnell ein Dreitore-Rückstand (7:10). Remo Badertscher nahm seine erste Auszeit, um das Spiel seines Teams wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wacker Thun erzielte zwar wieder seine Tore, doch resultiere auch praktisch aus jedem Angriff von Pfadi Winterthur ein Treffer. Wacker nahm sich mit sehr ärgerlichen technischen Fehlern und vielen Fehlpässen selbst aus der Partie, zudem wurde die mangelnde Auswertung der Überzahl-Situationen erneut augenfällig. Ebenso bekundeten die Rückraumspieler von Wacker Thun Mühe mit der offensiven Verteidigung von Pfadi Winterthur. Nach dem Treffer von Luca Linder zum 13:17 verabschiedeten sich die beiden Teams in die Kabinen. Schon in der Halbzeit musste das Fazit gezogen werden, dass mit mehr Entschlossenheit, Härte und Effizienz ein deutlich besseres Halbzeit-Resultat möglich gewesen wäre.
Symbolisch für den Verlauf des bisherigen Spieles war die Tatsache, dass erneut Lukas Heer das Skore in der zweiten Halbzeit eröffnete. Wacker Thun zeigte eine etwas mehr Biss in der Verteidigung, doch schaffte den Turnaround leider nie. Immer wieder schlichen sich technische Fehler ins Thuner Spiel ein, zudem scheiterten Lukas von Deschwanden und Flavio Wick bei Abschlüssen über das ganze Feld an der Torumrandung. In der 40. Minute nahm Pfadi-Trainer Cvetkovic sein Team-Time-Out beim Spielstand von 20:23 und schien definitiv die richtigen Worte gefunden zu haben: sein Team zog ohne Gegentreffer zum 20:27 davon. In dieser Phase blieb Wacker über 5 Minuten lang ohne Treffer. Diese Hypothek wog definitiv zu schwer, Wacker hatte nicht mehr genug Energie und spielerische Kreativität, um den Sieg von Pfadi Winterthur nochmals ins Schwanken zu bringen.
Schlussendlich gewannen die Gäste verdient mit 28:35. Pfadi überzeugte am heutigen Abend nicht mit enormer Spielfreude oder Kreativität, doch waren die Gäste konsequenter und spielerisch solider. Für Wacker Thun geht’s bereits am Mittwoch auswärts gegen GC Amicitia Zürich weiter.
Text: Nicole Kaufmann
Foto: Romy Streit