Rücktritt eines Ausnahmekönners

Im Sommer 2023 wird Wacker Thun leider den Abgang einer weiteren zentralen Identifikationsfigur verzeichnen: Lukas von Deschwanden (33) wird den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern und sich eine Auszeit vom Handballsport nehmen. Mit Lukas von Deschwanden, in Thun kurz «Uri» genannt, verliert Wacker Thun nicht nur ganz viel handballerisches Können, sondern auch einen ganz wichtigen Teil der Wacker-Familie.

Seinen Entscheid, den Vertrag bei Wacker Thun nicht mehr zu verlängern, kommentiert der gebürtige Altdorfer wie folgt: «Wann und wie, ob als Spieler oder als Trainer, ich in den Handballsport zurückkommen werde, weiss ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Ich freue mich darauf, im Sommer zum ersten Mal seit 15 Jahren, in keinem Vertragsverhältnis zu stehen und mir mit meiner Familie Gedanken zu machen, was als nächstes kommt.»

Lukas von Deschwanden kam im Jahre 2009 nach Thun und entwickelte sich vom Schweizer Talent zum internationalen Spieler, Liga-Topscorer und MVP. Mit Ausnahme der Jahre in Stuttgart und Chambéry spielte «Uri» 12 Saisons lang für Wacker Thun und erzielte in der NLA für Wacker Thun in 338 Spielen unglaubliche 1751 Toren. Mit seiner Abschluss-Stärke, den verdeckten und variablen Würfen, seinem Spielverständnis und seiner berühmt-berüchtigten Drehtäuschung brachte er so manchen Gegner zur Verzweiflung – und die Thuner Herzen zum Höherschlagen.

Sven Zbinden, Sportchef von Wacker Thun, äussert sich wie folgt zum Abgang von Uri: «Liebend gerne hätten wir den Vertrag mit Uri verlängert. Nicht nur als begnadeter Handballspieler (Torgarant und Defensivantreiber), sondern auch als supertollen Typ Mensch werden wir «Uri» bei Wacker Thun schmerzlich vermissen. Auch wenn es weh tut, den 2-fachen Torschützenkönig und 3-fachen MVP der Schweizer Liga (NLA, QHL) ab der nächsten Saison nicht mehr auf dem Spielfeld zu wissen, akzeptieren und verstehen wir die Beweggründe für seinen Entscheid. Ihn als Sportler und als Mensch 1:1 zu ersetzen wird nicht möglich sein – zu viel Gutes geht verloren. Aber wir wussten, dass der Zeitpunkt irgendwann mal kommen wird und wir werden die restliche Zeit mit Uri ganz einfach geniessen und unsere «jungen» Spieler werden weiterhin von seiner Qualität und grossen Erfahrung profitieren können.»

Lukas von Deschwanden zu seinem Rücktritt: «Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Wackerfamilie für die gemeinsamen zwölf Saisons bedanken. Es war eine unglaublich schöne Zeit und hat mich als Mensch extrem geprägt. Es war mir stets eine Ehre, das Wacker-Shirt tragen zu dürfen und diesen tollen Verein zu repräsentieren. Ich freue mich sehr auf die noch kommenden Spiele mit euch!»

Die ganze Wacker-Familie wird die restlichen Auftritte von «Uri» noch intensiv geniessen, denn seine menschliche und handballerische Bedeutung unterstreicht auch Remo Badertscher: «Mit Uri verlieren wir einen der wohl komplettesten Handballer der letzten 15 Jahre in der Schweizer Liga. Ich bin sehr dankbar, dass ich sechs Jahre lang sein Weggefährte sein durfte. Seine Fähigkeit in den entscheidenden Momenten da zu sein und für den Unterschied zu sorgen, hat mich unheimlich beeindruckt! Ich wünsche Uri (aber vor allem auch Jasmin und Hugo) alles erdenklich Gute auf seinem weiteren Weg und hoffe, dass er dem Handball (egal bei welchem Verein) erhalten bleibt.»

Wacker Thun bedauert den Entscheid von Lukas sehr, bedankt sich jedoch von ganzem Herzen bei Lukas für sein jahrelanges Engagement für den Verein. Die ganze Wacker-Familie freut sich noch auf die restlichen Spiele, in denen «Uri» für Wacker auf dem Spielfeld zaubert.

Text: Nicole Kaufmann
Foto: Romy Streit