27:27 Unentschieden gegen den TSV St. Otmar St. Gallen
Punkteteilung in der Ostschweiz
Es ist immer dieselbe Frage nach einem Unentschieden im Handball: Ist es eine gerechte Punkteteilung? Dies zu beantworten, fällt auch heute Abend nicht leicht. Deshalb nehmen wir die Fakten zu Hilfe.Die 18. Spielminute lief, als Ron Delhees zur 9:8 Führung einnetzte. Dies sollte für lange Zeit die letzte Thuner Führung bleiben. Denn nur ein paar Sekunden später kassierte Co-Captain Jonas Dähler die direkte rote Karte und Andrija Pendic brachte die Ostschweizer mit drei eigenen Toren hintereinander in Führung. Nach einigen technischen Fehlern, spektakulären Torhüterparaden und einem zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand, ging es dann mit 14:13 in die Halbzeitpause.
Kurz nach der Pause gingen die Berner Oberländer dann tatsächlich wieder in Führung, nämlich als Lukas von Deschwanden das 15:14 aus Thuner Sicht erzielte. Das Spiel blieb auf Messers Schneide. Keines der beiden Teams konnte sich wirklich absetzen. Zudem leisteten sich weiterhin beide Mannschaften einfache Fehler und Fehlwürfe. In der 41. Spielminute glich Nicolas Suter zum 19:19 Ausgleich aus – es war nur einer von seinen elf persönlichen Treffern. Langsam, aber sicher näherte sich die Schlussphase.
Diese begann trotz einiger weiterer Paraden von Flavio Wick denkbar schlecht, denn den St. Galler gelangen anschliessend gleich drei Tore in Folge und drohten, sich etwas abzusetzen. Aber das hätte an diesem Abend einfach nicht gepasst. Zu umkämpft und zu eng war diese Partie bis zu diesem Zeitpunkt. So war es einmal mehr Nicolas Suter, der die Thuner definitiv zurück ins Rennen brachte, und zwar mit seinem Ausgleich zehn Minuten vor Schluss zum 24:24.
Bezeichnend für diese Partie war dann auch, als es zwischen der 54. und der 59. Spielminute keinem der beiden Teams gelang, ein Tor zu erzielen. Andrija Pendic auf St. Galler Seite und Ivan Chernov auf Thuner Seite änderten das zwar und stellten auf 27:27. In der letzten Spielminute passierte dann aber nichts mehr. Es blieb beim Unentschieden.
Nun, um auf die anfangs Frage zurückzukommen: Der heutige Spielverlauf ist so ziemlich die perfekte Definition für ein gerechtes Unentschieden. Natürlich werden die Ostschweizer argumentieren, dass sie den Sieg mehr verdient hätten, da sie zeitweise mit drei Toren in Führung lagen. Auf der anderen Seite spricht es aber für die Kampfkraft der Thuner, dass sie jedes Mal zurückgekommen sind und selber die Chance auf die Führung hatten. Wichtiger als die Diskussion, ob hier ein Punkt mehr drin gelegen hätte oder nicht, ist der Fakt, dass das Team bereits im dritten Spiel einer solchen Drucksituation gewachsen ist. Auswärts in St. Galler, wo man sich in den letzten Jahren immer schwertat, haben sie sich nie abschütteln lassen, haben Moral gezeigt und sind immer dran geblieben. So macht es einfach Spass!
Text: Sven Krainer
Foto: Romy Streit